Beflügelnde Aussichten: Luftfahrt-Industrie auf der COMPOSITES EUROPE 2017

Faserverstärkte Kunststoffe beflügeln die Luftfahrtindustrie. Besonders trifft dies auf carbonfaserverstärkte Kunststoffe (CFK) zu. Zu verdanken ist das der weltweiten Flugzeugproduktion, deren Zuwachsraten jährlich um sieben Prozent steigen. Welche Einsatzmöglichkeiten sich für CFK und andere Verbundwerkstoffe in der Luft- und Raumfahrtindustrie bieten, zeigen vom 19. bis 21. September 2017 die Aussteller der COMPOSITES EUROPE in Stuttgart.

35.200 Tonnen CFK gehen aktuell jährlich in die Luftfahrtindustrie. Das ist ein Drittel der jährlichen CFK Produktion weltweit. Der Verbrauch soll sich bis zum Jahr 2022 auf rund 65.000 Tonnen fast verdoppeln. Der „Composites-Marktbericht 2016“ der Wirtschaftsvereinigung Composites Germany zeigt: Die Stimmung der Branche ist dementsprechend positiv. 34 Prozent der befragten Unternehmen gehen aktuell von einem Wachstum in diesem Anwendungsbereich aus, nur zwei Prozent glauben, dass sich der Markt zukünftig verschlechtern wird.

Trend zur Automatisierung im Flugzeugbau

Auch Branchenkenner Prof. Dr. Axel Herrmann bestätigt, dass gerade im Flugzeugbau der Einsatz von CFK boomt. Er ist Technologievorstand des CFK Valley, dem Faserverbundnetzwerk zur Optimierung der CFK-Wertschöpfungskette, und Geschäftsführer der Composite Technology Center GmbH in Stade, einer Tochter von Airbus. Aus CFK entstehen in Airbus-Werken unter anderem komplette Flugzeugrümpfe und Flügel sowie Seitleit- und Höhenleitwerke. Pro Monat werden allein in Stade 55 Tonnen CFK verarbeitet. Die Produktion weist heute einen sehr hohen Automatisierungsgrad auf: „Mittlerweile ist der gesamte Markt von der Automatisierung durchdrungen. Auch für kleine und mittlere Firmen gibt es inzwischen für die CFK-Bearbeitung viele Anbieter von Automatisierungstechnik“, erklärt Professor Hermann.

 

Themenrundgang und Vorträge zum Thema Luftfahrt

Auf die Bedürfnisse aus der Luftfahrtindustrie an den Composites-Markt gehen auf der COMPOSITES EUROPE beispielsweise J.H. vom Baur Sohn, Keller Lufttechnik, Ocsial und Solvay ein. Auch das Programm richtet sich an Interessenten mit dem Schwerpunkt Luftfahrt. Am ersten Messetag geht es in einem einstündigen Themenrundgang zu führenden Firmen der Branche, darunter Airtech EUROPE, Dieffenbacher, Evonik, GUNNAR international oder Grasse. Da die Teilnehmerplätze begrenzt sind, ist eine rechtzeitige Anmeldung zur Guided Tour am 19. September um 15:30 Uhr unter: www.composites-europe.com/guided-tours empfohlen. Darüber hinaus behandelt auch das COMPOSITES-Forum in Halle 6, Stand B76 aktuelle Themen, Trends und Fragestellungen dieses Anwendungsbereiches am Vormittag des ersten Messetags.

2,5 Millionen Nieten in einem Airbus A320

Wenn es um die CFK-Bearbeitung geht, sieht Prof. Dr. Herrmann gerade in der Verbindungstechnologie, bei der sich das Nieten durchgesetzt hat, Entwicklungsbedarf. „Es ist – mit Blick auf 2,5 Millionen Nieten etwa bei einem Airbus A320 – ein echter Kostentreiber“, erklärt der Technologie-Vorstand. „Wir brauchen für die Nieten nämlich 2,5 Millionen Löcher, die sich aber in CFK deutlich langsamer als in Metall bohren lassen. Das treibt auch die Produktionskosten in die Höhe.“ Infrage käme langfristig der Einsatz von Thermoplasten, die sich schweißen lassen, oder geklebte CFK-Strukturen, deren Qualität sich aber noch nicht zerstörungsfrei überprüfen lässt. Daher seien Alternativen vorerst nicht in Sicht, denn es dauere in der Regel viele Jahren, bis sie sich zu prozesssicheren und amtlich zugelassenen, zertifizierten Verfahren weiterentwickelt haben.

Doch trotz dieser noch zu klärenden Detailfragen habe Deutschland bei der CFK-Technologie weltweit eindeutig die Nase vorn. Professor Hermann: „Das sollten wir nun auch volkswirtschaftlich ausnutzen, indem wir mit der COMPOSITES EUROPE eine Messe etablieren, deren Angebote Interessenten und Besucher aus der ganzen Welt anziehen. Das ist einer der Gründe, warum wir diese Messe unterstützen.“

Messeauftakt: 3rd International Composites Congress (ICC)

Den Auftakt zur COMPOSITES EUROPE 2017 bildet der „3rd International Composites Congress (ICC)“, der vom 18. – 19. September 2017 von der Wirtschaftsvereinigung Composites Germany veranstaltet wird. Internationale Experten diskutieren unter dem Leitthema „Wie werden Composites zur Schlüsselindustrie?“ aktuelle Trends, neue Anwendungen und Technologien sowie die Marktentwicklungen in Europa und weltweit. Vertieft werden diese Themen bei einem anschließenden Messebesuch auf der COMPOSITES EUROPE. Partnerland ist in diesem Jahr Korea, das mit exklusiven Referenten vertreten sein wird.