ENERGY DECENTRAL 2018: Kraftstoff für die Energiewende: Biomethan erschließt neue Vermarktungspotenziale für Land- und Energiewirte

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Kraftstoff für die Energiewende: Biomethan erschließt neue Vermarktungspotenziale für Land- und Energiewirte

Mobilitäts- und Energiewende wachsen immer stärker zusammen. Vom 13. bis 16. November 2018 zeigt die EnergyDecentral, wie diese beiden Sektoren zusammenpassen.

Die internationale Messe für innovative Energieversorgung, die gemeinsam mit der EuroTier in Hannover veranstaltet wird, will Biokraftstoffen eine klare Perspektive geben. Neben erneuerbarem Strom bieten sie eine weitere Alternative, sich von fossilen Energieträgern zu verabschieden. In den Fokus rücken dabei energieeffiziente Gasreinigungsprozesse, die Biomethan für kleinere Biogasanlagen wirtschaftlich machen.

Wer heute mit einem gasbetriebenen Auto unterwegs ist, tankt typischerweise Erdgas. Dass es auch anders geht, zeigt die Zapfsäule von Juliane und Winfried Vees auf dem Energiehof Weitenau. Einen Teil ihres Biogases leiten die beiden Energiewirte nicht zur Strom- und Wärmeproduktion in ihre Blockheizkraftwerke, sondern in eine Aufbereitungsanlage direkt neben den Fermentern. Das so produzierte Compressed Natural Gas (CNG) hat Erdgasqualität. Die Biomethan-Tankstelle im baden-württembergischen Eutingen-Weitingen gilt als bundesweites Vorzeigeprojekt. Winfried und Juliane Vees nutzen das Gas nicht nur für den eigenen Fuhrpark – sie verkaufen es auch. Seit September 2015 ist die Hoftankstelle rund um die Uhr geöffnet. So profitieren beide Seiten: Erdgasfahrer von einer besseren Infrastruktur und Energiewirte von einem neuen Absatzmarkt.

Biomethan, ein Allrounder im Energiesektor
Die Einsatzmöglichkeiten von Biomethan sind vielfältig. Den mit Abstand größten Absatz hat es in der gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung, die vom Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert wird. 2017 wurden ins deutsche Erdgasnetz aus insgesamt 208 Anlagen rund 9,8 Terawattstunden eingespeist – acht Prozent mehr als im Vorjahr. Damit hat das grüne Gas einen Anteil von 1,7 Prozent an den erneuerbaren Energien im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor. Aus organischen Abfällen zu Biomethan aufbereitet oder über Power-to-Gas synthetisch aus Wind- oder Sonnenenergie hergestellt, gilt es als ressourcenschonende und klimaneutrale Alternative zu fossilen Energieträgern. Als treibende Kräfte am Markt sehen Energieexperten mittelfristig vor allem den zunehmenden Einsatz von Biomethan im Wärme- und Kraftstoffsektor sowie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle wie Vor-Ort-Tankstellen an Biomethananlagen deren EEG-Förderung ausläuft.

Turbo für die Mobilität von morgen
Wie viele seiner Berufskollegen ist Winfried Vees von Biomethan als Kraftstoff überzeugt – und sieht darin nicht nur für Erdgasfahrzeuge, sondern auch für landwirtschaftliche Maschinen ein großes Potenzial. Rund sechs Prozent des Dieselbedarfs könnten mit dem hierzulande erzeugten Biomethan aus Gülle und Festmist ersetzt werden, schätzt er. Mit dem umweltfreundlichen Kraftstoff lässt sich eine CO2-Reduktion von über 90 Prozent gegenüber modernen dieselbetriebenen Motoren erreichen. Hinzu kommt: Der Gasmotor stößt aufgrund der Kohlenstoffarmut des Methans so gut wie keine Rußpartikel aus. Erste Erfahrungen und eine wirtschaftliche Beurteilung am Beispiel eines Biomethan-Traktors gibt der Energiewirt auf der EnergyDecentral im Rahmen des Praxisforums „Einsatz und Nutzung von Biokraftstoffen in Traktoren“, das von der Branchenplattform „Biokraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft“ organisiert wird. Neben Biomethan stehen im Forum EnergyDecentral in Halle 25 (Stand L13) auch Biodiesel und Pflanzenölkraftstoffe im Mittelpunkt der Vorträge.

Zukunftsweisende Technik für die Aufbereitung
Damit sich der saubere Treibstoff tanken lässt, muss das aus dem Fermenter strömende Rohgas von Kohlendioxid gereinigt werden, um so den Methangehalt auf bis zu 98 Volumenprozent anzuheben. Was im großtechnischen Maßstab mittels Druckwechseladsorption, Druckwasserwäsche oder Aminwäsche gängige Praxis ist, stellt Landwirte vor Herausforderungen. Um die Gasreinigung auch für kleine Betriebe wirtschaftlich zu machen, rücken in jüngster Zeit verstärkt innovative Membrantechnologien in den Fokus. Sie basieren auf dem Prinzip der selektiven Permeation. Das Verfahren lässt sich ohne den Einsatz von Wärme und Chemikalien mit relativ niedrigen Investitionskosten und kurzen Installationszeiten in verschiedenen Leistungsklassen anwenden – so können Landwirte ihr Biomethan selbst produzieren, weiter veredeln und als umweltfreundlichen Kraftstoff für Erdgasfahrzeuge anbieten. Dass die Technik praxisreif ist, zeigt EnviTec Biogas auf der EnergyDecentral mit seinem Komplettsystem Drive Biogas. Nach der Aufbereitung komprimiert eine CNG-Anlage mit Zapfsäule das Biomethan von rund 13,5 bar auf 200 bar. Auf dieses Druckniveau gebracht, wird aus Biomethan ein Kraftstoff, der sich direkt tanken lässt. Mit seiner All-in-one-Lösung überzeugte das niedersächsische Unternehmen auch die Jury der Deutschen Energie-Agentur (dena), die das Projekt im Rahmen des Wettbewerbs „Biogaspartnerschaft des Jahres 2017“ auszeichnete.

Energiewende und Verkehrswende Hand in Hand
Die ressourcenschonende Mobilität von morgen ist auf einen Mix von Erneuerbaren Energien angewiesen. Mitte November zeigt die EnergyDecentral mit ihren über 300 Ausstellern, welche Rolle Biokraftstoffe in der Verkehrswende spielen. Zusätzlich bietet die Internationale Messe für Innovative Energieversorgung einen Querschnitt durch die Vielfalt der Elektromobilität. Vor Ort findet die gesamte Integration von Solar-, Speicher- und Ladetechnologie statt. Im Highlight-Special der EnergyDecentral erwartet die Besucher eine moderierte Live-Show der DLG, die ausgehend von Photovoltaik, Windkraft und Biogas sämtliche elektrische Verbraucher auf dem landwirtschaftlichen Betrieb bedarfsgerecht und intelligent mit grünem Strom versorgt.

 

Bild & Text: energy-decentral.com