EUROTIER 2018: Orientierung für die Nutztierhaltung weltweit

DLG Geschaeftsfuehrer Dr. Reinhard Grandke

Orientierung für die Nutztierhaltung weltweit

Plattform für Innovationen in der modernen Tierhaltung – Leitthema „Digital Animal Farming“ – mehr als 2.500 Aussteller aus 62 Ländern angemeldet

Dr. Reinhard Grandke, Hauptgeschäftsführer der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft), Frankfurt am Main
Die politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen für Tierhalter lassen heute national und international viele Fragen offen. Wo findet zukünftig Nutztierhaltung wettbewerbsfähig statt und wie? Betriebsleiter brauchen verlässliche politische Rahmenbedingungen sowie professionelle Konzepte, um ihre Betriebe zukunftsfähig auszurichten.

Die Weltleitmesse für Tierhaltungs-Profis, die EuroTier, wird vom 13. bis 16. November auf dem Messegelände in Hannover Innovationen und Trends für die Landwirtschaft präsentieren und Orientierung geben. 2.526 Aussteller aus 62 Ländern zeigen auf mehr als 260.000 m2 Hallenfläche ein vollständiges Angebot rund um die moderne Tierhaltung und Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft.

In zahlreichen Fachvorträgen und Diskussionsrunden werden hierzu auf der EuroTier neueste Erkenntnisse und Lösungswege an allen Ausstellungstagen diskutiert. Veranstalter der Messe und ihres Fachprogrammes ist die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft).

Mehr Aussteller aus dem Ausland
Immer mehr Aussteller kommen aus dem Ausland: Mit 1.484 Unternehmen (58,7 Prozent) sind diese so stark vertreten wie nie zuvor. Die meisten Auslandsaussteller kommen aus China (254). Am zweiten Platz rangieren die Niederlande (207 Unternehmen), dann folgen Frankreich (128), Italien (120), Spanien (85), Dänemark (70), Großbritannien (62), Österreich (55), Türkei (55), Belgien (51), Polen (49), Kanada (31) und die USA (29). Die DLG sieht in der hohen BeteiIigung aus dem Ausland, dass viele Unternehmen der internationalen Agrarwirtschaft sich immer mehr global ausrichten, und die EuroTier gezielt dazu nutzen, um neue Märkte zu erschließen. Erstmals nehmen Aussteller aus Ländern wie Marokko, Bangladesh, Vietnam, Hongkong, Paraguay und Uruguay teil.

Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) führt seinen Jahreskongress wieder zeitlich überlappend mit der EuroTier auf dem Messegelände in Hannover durch. Diese Synergie schafft Gelegenheit, dass Tierärzte und Landwirte aus aller Welt ihre Erfahrungen und Meinungen in Fragen der Tiergesundheit intensiv austauschen.

Richtungsweisender Neuheitenwettbewerb
Vor diesem Hintergrund hat eine Kommission aus über 300 Anmeldungen zum Innovation Award der EuroTier 250 Neuheiten zum Wettbewerb anerkannt und daraus 26 Produkte mit Medaillen ausgezeichnet: eine Gold- und 25 Silbermedaillen. Viele dieser Innovationen tragen dazu bei, die Haltungsbedingungen für die Tiere sowie die Arbeitsbedingungen für die Menschen weiter zu verbessern. Kriterien wie Arbeitssicherheit und -verbesserung, Tiergesundheit, Tierwohl sowie Umwelt- und Tiergerechtheit standen im Mittelpunkt der Beurteilung.

Zudem wird die DLG zusammen mit dem Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) erstmals Produkte und Lösungen mit dem „Animal Welfare Award“ auszeichnen, die im besonderen Maße den Anforderungen an einen höheren Tierwohlstandard gerecht werden.

Die EuroTier wird durch dieses Informationsangebot Orientierung weltweit für die moderne Tierhaltung schaffen und wichtige Impulse für den einzelnen Landwirt und die gesamte Branche geben.

Rahmenbedingungen auf den Märkten
Die Dürre hat nicht nur in der EU zu einem Rückgang der Ernteerträge geführt, sondern auch in wichtigen Erzeugerländern wie Russland oder der Ukraine. Dadurch dürften die Bestände der großen Weizenexporteure um etwa 20 Mio. Tonnen zurückgehen und den Weizenpreis steigen lassen. Betrieblich betrachtet dürften die Ernterückgänge bei Ackerbauern zwar teilweise durch Preissteigerungen kompensiert werden, dennoch gibt es individuelle finanzielle Engpässe bei von der Trockenheit besonders betroffenen Betrieben.

Die Milchanlieferungen der deutschen Produzenten normalisieren sich nun nach dem hitzebedingten Rückgang im Juli und August. Die Molkereien rechnen wegen der knappen Futterversorgung mittelfristig mit sinkenden Anlieferungsmengen. Einige Milcherzeuger sind sehr stark von der Dürre betroffen und müssen die schlechte Ernte von Grünfutter durch den Zukauf von fremdem Futter zu hohen Preisen kompensieren. In diesen Regionen wird ein Rückgang der Milchlieferungen um fünf Prozent erwartet.

Die knappen Schweinebestände im Sommer führten in der EU zu meist festen Preisen für die Schweinemäster. Ein großes Problem für die Sauenhalter ist derzeit jedoch die Unklarheit, wie es mit der Ferkelkastration weitergeht. Die Diskussion um eine Verschiebung des gesetzlichen Stichtages 1. Januar 2019 ist in vollem Gang und keine Lösung in Sicht. Zudem ist die Afrikanische Schweinepest ein großes Risiko für die Schweinemärkte. Viele neue Ausbrüche in Rumänien, Bulgarien und China sowie der erste Ausbruch bei Wildschweinen in Belgien zeigen ein hohes Risikopotenzial für die Schweinebranche.

„DLG-Agrifuture Insights“ zeigt internationale Investitionsbereitschaft
Die DLG hat 2017 mit DLG-Agrifuture Insights eine neue Wissensmarke für internationale Marktanalysen gestartet. Aus inzwischen neun Ländern stehen damit Trendanalysen weltweit wichtiger Agrarregionen zur Verfügung: Deutschland, Frankreich, UK, Polen, Niederlande, USA, Russland, Brasilien und Südafrika.

Das Geschäftsklima hat sich diesen Analysen zufolge 2018 wegen der Dürre in fast allen Ländern, insbesondere in Westeuropa und in Russland, verschlechtert. Trotzdem liegt in Europa die Investitionsbereitschaft noch über dem langjährigen Durchschnitt. Vor allem in der Milchwirtschaft herrscht ein Ersatzbedarf nach der Rezession 2015/16. In manchen Regionen müssen Milchviehhalter wegen der Trockenheit jedoch Futter zukaufen und werden daher Investitionen aufschieben.

Die Stimmung der US-Farmer, insbesondere der Schweinehalter, ist wegen des Handelskonfliktes mit China gedrückt. Dennoch will jeder zweite US-Farmer in den kommenden 12 Monaten investieren. In Südafrika, Russland und Frankreich wollen die Betriebsleiter die Tierhaltung grundsätzlich ausbauen.

Während in Westeuropa bei den Milchviehhaltern als größte Herausforderungen das Herdenmanagement und die Tiergesundheit angesehen werden, stehen in den USA die Sicherung der Wirtschaftlichkeit und die Erfüllung von Umweltanforderungen im Mittelpunkt.

Gesellschaftliches Umfeld rückt in den Mittelpunkt
Das gesellschaftliche Umfeld der Tierhaltung spielt eine immer bedeutendere Rolle für die Tierhalter und deren Familien. Nach den Zahlen von DLG-Agrifuture Insights von August 2018 interessieren sich Betriebsleiter weltweit, wie sie Tierwohl und Tiergesundheit verbessern können.

Darüber hinaus erachten sie Innovationen in Techniken zur digitalen Tiererkennung sowie Monitoring als besonders wichtig. „Das Auge des Herrn mästet das Vieh“ – daher sind elektronische Maßnahmen, den Blick auf das Tier zu unterstützen, gefragt.

In Deutschland, Frankreich, Polen, Russland und den USA wollen Schweinehalter die Klimaführung in den Ställen verbessern. Französische, polnische und britische Milchviehhalter wollen neue, tiergerechtere Ställe bauen. In den Niederlanden werden Ställe modernisiert, um Umweltauflagen zu erfüllen. Tierhalter in Deutschland investieren vorwiegend, um Ansprüchen an Umwelt und Tierwohl zu genügen.

Leitthema „Digital Animal Farming“
Wohl keine Innovation beschäftigt die Landwirtschaft derzeit so massiv wie die Digitalisierung, entsprechend intensiv wird sie diskutiert. Gefragt sind fortschrittliche Konzepte, die an die Vielfalt der Standorte angepasst sind und den Wettbewerb stärken. Dabei wird Digitalisierung eine führende Rolle einnehmen. Sie trägt auch dazu bei, dass sich Produktionsprozesse, aber auch Liefer- und Wertschöpfungsketten neu ordnen.

Die EuroTier 2018 setzt daher mit dem Leitthema „Digital Animal Farming“ einen Schwerpunkt in ihrem Fachprogramm. Ein tierartenübergreifendes Special in Halle 26, Stand A06, stellt die aktuellen Entwicklungen von digitalen Lösungen für die Tierhaltung in den Mittelpunkt.

EnergyDecentral 2018
Rund 310 Spezialaussteller sind zur EnergyDecentral 2018, der internationalen Fachmesse für innovative Energieversorgung, angemeldet. Sie findet in den Hallen 24 und 25 sowie dem Freigelände nördlich der Halle 26 zugleich mit der EuroTier, der weltweiten Leitmesse für Tierhaltung, statt und ist damit optimal in das landwirtschaftliche Umfeld eingebunden.

Auf dieser Messe dreht sich alles um Energie aus regenerativen Energiequellen, wie Biogas, biogene Festbrennstoffe, Motoranlagen (BHKW), Windkraft und Solarenergie. Konzepte zur Eigenversorgung und zur bedarfsgerechten Bereitstellung von Strom und Wärme gewinnen zunehmend an Bedeutung. Mit der Kombination aus Photovoltaikanlage, Blockheizkraftwerk (BHKW) und intelligenten Speichersystemen können sich Landwirte zu einem hohen Grad selbst versorgen.

Ein umfangreiches Fachprogramm mit der „BIOGAS Convention“ des Fachverbandes Biogas, der „European Bioenergy Future“ (EBF) der BioenergyEurope, Specials und Diskussionsforen bietet aktuelle Informationen zu Trends in der Branche sowie Chancen, sich mit Fachleuten zu vernetzen.

Guter Besuch erwartet
Die EuroTier ist die weltweite Leitmesse für die Tierhaltungs-Profis. Mit ihrem einzigartigen Produkt- und Informationsangebot wird sie Orientierung für die Tierhalter aus aller Welt geben. Die DLG rechnet in diesem Jahr mit rund 150.000 Besuchern.

 

Bild & Text: eurotier.com