Funktionsbekleidung auf der OutDoor 2017: Leicht und nachhaltig muss sie sein

Die wichtigste Produktkategorie bestimmt den Großtrend der Branche

Die Zeit von Perflourcarbon (PFC) in der Outdoorbranche scheint gezählt. Gut ein dutzend Firmen, darunter etliche Hochkaräter, präsentieren auf der Leitmesse OutDoor in Friedrichshafen Membranjacken, die frei von diesen Chemikalien sind. Überhaupt steht das Thema Nachhaltigkeit neben Lightweight ganz oben auf der Agenda bei der Funktionsbekleidung.

Ein kleiner Schritt für den italienischen Bergsteiger David Bacci, ein großer Schritt für die Branche. Spätestens als Bacci im Februar 2016 den Gipfel des Fitz Roy in Patagonien erreichte, fing eine neue Ära an: Bacci ist der erste professionelle Bergsteiger, der eine der weltweit härtesten Kletterrouten in einer PFC-freien Jacke gemeistert hat. „Die PFC-freie Bekleidung hat besser performed als ich es ursprünglich gedacht habe. Es gibt keinen funktionellen Grund auf PFCs zu setzen“, findet David Bacci. Er spricht davon, dass Nachhaltigkeit beinhalten sollte, Gipfel ohne unethische Hilfsmittel oder giftige Chemie zu erreichen.

Die Outdoorbranche kann PFC-frei, das zeigt die größte Outdoor-Messe Europas. Bacci war mit der Analogy-Technologie von Páramo unterwegs. Aber auch Membranjacken müssen kein PFC in sich haben. Die amerikanische High-End-Marke Marmot bringt „die Zukunft von Regenbekleidung“, erklärt Europa CEO Andy Schimeck. Marmots EvoDry Kollektion kommt komplett PFC-frei. Auch Sympatex zeigt in Friedrichshafen die Zukunft bereits heute. Der Membranhersteller hat in einem Workshop die Jacke 4.0 entwickeln lassen: Recycelt und recycelbar, 100 Prozent frei von PFC und 100 Prozent CO2-neutral bei voller Funktion.

Neben Marmot und Sympatex präsentieren auch Fjällräven, Haglöfs, Houdini, Jack Wolfskin, Klättermusen, Maier Sports, Mamalila, Pyua und Vaude Membranen, die kein PFC beinhalten. Oftmals gehen die Marken noch einen Schritt weiter, denn PFC-frei allein macht eine Jacke noch nicht nachhaltig. So ist die Zukunft einer defekten oder verbrauchten Funktionsjacke nicht die Mülldeponie, sondern sie wird dank recyceltem Grundmaterial erneut zur Funktionsjacke.

Nachhaltigkeit wird vielseitig umgesetzt: Von nachwachsenden Rohstoffen statt fossiler Grundstoffe, über natürliche Färbeverfahren und Färbemittel statt Chemie, bis hin zur Wasserreduktion beim Färben oder in der Produktion sowie kompostierbarer Bekleidung und geschlossenen Recyclingskreisläufen. Houdini launched auf der OutDoor das „erste komplett kompostierbare T-Shirt“. Röjk und Tierra zeigen beide Jacken, die zu 100 Prozent aus Bio-Polymeren und damit zu 100 Prozent frei von fossil basierten Rohstoffen sind. Auffallend ist: Skandinavische und deutsche Marken treiben die Nachhaltigkeit voran. Das liegt einerseits an den Rahmenbedingungen in den Ländern, andererseits an den nationalen Outdoorverbänden.

Etliche Lightweight-Neuerungen lassen die Augen der Technikfreaks unter den Outdoor-Freunden glänzen. Haglöfs ‚L.I.M. Field Jacket’ revolutioniert das Laminat-Denken durch eine superdünne und dennoch PFC-freie 1,5-Lagen Membran. Der japanische Lightweight-Spezialist Montbell bringt einen 70 Gramm „schweren“ ‚Tachyon Parka’ inklusive Kapuze aus einem 7 Denier Polyamid. Mammut zeigt die ‚Eisfeld Light Softshell’ Jacken- und Hosen-Kombination in einer Seamless-Technologie. Zwar mutet der ‚Eisfeld’-Anzug mit zusammen 770 Gramm im Vergleich zu Montbell schwer an, doch angesichts des extrem abriebfesten Schoeller Dryskin-Materials, das problemlos an Felsen entlang schrammen darf, ist die Kombi tatsächlich leicht. Und auch hier ist das Material PFC-frei ausgerüstet.

Leicht und trotzdem sehr warm – das ist die Kombination, von der Bergsteiger träumen. In die Realität holt diesen Traum Arc`teryx mit dem ‚Cerium SL Hoody’ inklusive superleichter Daunenisolierung, die dank clever positionierter synthetischer Füllung, wie etwa auf den Schultern, auch Nässe abhält. Patagonia behauptet, dass ihr ‚Micro Puff Hoody’ die am kleinsten zu verpackende synthetische Isolationsjacke mit dem besten Wärme-Gewicht-Verhältnis sei. Noch einen Rekord verkündet Berghaus: Die Jacke ‚GR20 Storm‘ sei die atmungsaktivste Gore-Jacke, die je gemacht wurde. Deren patentierte Ventilation mache sie zur ersten Jacke, die den Gore-Stormtest mit offener Ventilation bestanden habe.

Die OutDoor ist noch bis 21. Juni 2017 nur für den Fachhandel geöffnet. Weitere Informationen unter: www.outdoor-show.de.